Warum Google, facebook oder Apple keine (D)deutsche Bank wollen.


Deutsche Bank – Deutsche Banken: Eine Fusion springt am Thema vorbei!


Vor 200 Jahren wurden viele Sparkassen gegründet, vor 150 Jahren wurden Deutsche Bank und Commerzbank gegründet und vor 125 Jahren öffneten viele Genossenschaftsbanken die Pforten für Kunden und Mitglieder. Man überdauerte 2 Weltkriege, eine Währungsreform, und den Wechsel von der Monarchie zur Demokratie. Und das Geschäftsmodell hat bis vor kurzem noch getragen.

Dieses Überwinden von großen Herausforderungen und die Fortführung der jeweiligen Geschäftsmodelle auch in unsicheren Zeiten, hat die Bankenlandschaft in Deutschland sehr konservativ geformt. Auch in jüngerer Zeit wurden die ersten Angriffe der Veränderung noch erfolgreich abgewehrt. Der eine oder andere wird sich vielleicht noch an Bill Gates erinnern, der in den 90er Jahren den Satz prägte “Banking is essential, banks are not”. Dieser Ausspruch führte bei den meisten Vorständen zu einem Lächeln. Die Sorgenfalten kamen erst mit der flächendeckenden Euphorie rund um das Internet und nicht zuletzt auch durch die Entwicklungen des “Neuen Marktes” Ende der 90er. Plötzlich wurde der Multikanal ausgerufen und erfreute sich quer durch die Bank großer Beliebtheit. Das man dafür die entsprechenden Kanäle brauchte und vor allen die entsprechenden Kunden auch kommunikativ adäquat begleiten musste, stellte man hinten an. Aufgrund dieser Maßnahmen gelang es zumindest, das Geschäftsmodell mit online banking und App weitere 20 Jahre am Leben zu erhalten. Auch wenn die Betriebsergebnisse durch die Bank(en) alle rückläufig waren. Und wir erinnern uns: In den 90er und 2000er gab es noch keine von Draghi ins Leben gerufene Niedrigzinsphase, auf die sich heute alle gerne zurückziehen, um entsprechende Ergebnisentwicklungen zu erklären.

 

Neue Mitspieler: Google, facebook, Apple, Amazon und Co.

War es in den 90ern des vergangenen Jahrhunderts noch Bill Gates, der zum Feindbild avancierte, sind in den letzten Jahren andere Mitspieler, wie Google oder facebook, in den Ring gestiegen, um am banking-Markt in Deutschland, aber auch Europa zu partizipieren. Aus der anfänglichen Überzeugung, dass diese Player niemals eine Banklizenz erhalten würden, reifte die Erkenntnis der Finanzbranche, dass der “Übernahmeprozess” schleichend erfolgen wird.

Und man reagierte darauf: Dem Marktführer pay pal setzte man mit paydirekt eine an sich gute Lösung entgegen, die – wie in der Vergangenheit die Geldkarte – am Henne Ei Problem scheiterte. Man konnte für diese Lösung sogar mehrere Bankengruppen gewinnen. Das zeigt, dass händeringend nach Lösungen in der Branche gesucht wird. Dennoch war das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Mit der vorhanden Konzeption war es unmöglich, den Weltmarktführer zu verdrängen. Das Scheitern mit Projektstart beschlossen. Mittlerweilen sollen sich die ersten Bankengruppen mit einem Rückzug aus dem gemeinsamen Projekt beschäftigen. Ein deutliches Indiz.

Derzeit kann man fast den Eindruck gewinnen, als würden die deutschen Banken in Schockstarre verharren und den Markt besagten Spielern facebook, Google, Amazon und Apple zu überlassen. Anders kann ich mir die teilweise Anbiederung bei der Einführung von apple pay von einigen Bankengruppen nicht erklären.

 

Google, Apple, facebook und Co wollen keine Bank, sie wollen das Geschäft.

Aber wo geht die Reise hin? Spricht man mit Vorständen aus den Sparkassen und Genossenschaftsbanken, gehen die meisten davon aus, dass man sich mit den bekannten Waffen auf den bekannten Spielfeldern treffen wird. Abgeleitet daraus, wähnt man sich auf lange Sicht als Sieger, da man das Business ja schon hunderte Jahre betreibt.

Das ist ein fataler Trugschluss. Warum? Wenn die neuen Mitspieler wirklich an einem Wettbewerb auf den bekannten Spielfeldern interessiert wären, wäre die Lösung ganz einfach: Einer der Großen würde einfach die Deutsche Bank oder noch besser die Commerzbank kaufen. Billiger wird es nicht mehr, wenn man mit einer Bank im europäischen Finanzmarkt einsteigen möchte. Die Börsenwerte von Deutsche Bank (16,16 Mrd. Euro) und Commerzbank (8,89 Mrd. Euro) stellen weder für Google, noch für facebook oder Apple eine große Hürde dar.

Aber, sie tun es nicht. Warum? Und darüber sollte jeder Vorstand einmal nachdenken. Weder Google, noch facebook oder Apple sind am Bankgeschäft der klassischen Ausprägung interessiert. Wenn sie es wären, hätten sie sich schon längst eingekauft. Aber anscheinend bewerten Sie das traditionelle Bankgeschäft anders, als die bestehenden Wettbewerber. Sich hier auf die Regulatorik als Einstiegsbarriere  zurückzuziehen, ist zu kurz gedacht. Denn, dass das Bankgeschäft oder zumindest Teile davon interessant und lukrativ sind, zeigen die Gedankenmodelle und die bereits erfolgten Umsetzungen von Apple, facebook, Google und Co. deutlich. Und das ist erst der Anfang. Der Wegfall der Zahlungsverkehrsentgelte dürfte viele Institute deutlich treffen. Zudem verfügen die genannten Marken über Innovationsbereitschaft und den Luxus, sich allen Ideen von der grünen Wiese her zu nähern, aber mit der Power ausgestattet zu sein, diese auch umzusetzen.

 

Quo vadis deutsche Banken?

Was tun? Ist das klassische Bankenmodell jetzt tot? Von einem Exidus zu sprechen, wäre jetzt zu früh. Aber die ersten ernsthaften Zeichen sind bereits seit längerem sichtbar. Die Frequenz der Geschäftsstellen geht gegen Null. Dennoch halten insbesondere Genossenschaftsbanken, aber auch Sparkassen, an ihrem vermeindlichen Hauptvertriebsweg eisern fest. Auch wenn die Geschäftsstellendichte aus Kostengründen stetig ausgedünnt wird.  

Das ist gefährlich. Ähnlich gefährlich, als würde eine Tageszeitung aus Kostengründen die Redaktion schließen. Die Geschäftsstellen und die damit verbundene Chance face to face mit dem Kunden zu interagieren, sind aber weiterhin der größte USP, über den die Präsenzbanken verfügen. Sie müssen nur neu gedacht werden. Weg vom reinen Kostenfaktor, hin zu einem wichtigen Bestandteil einer zukunftsfähigen Vertriebsstrategie.

Die klassischen Banken, insbesondere Sparkassen und Genosssenschaftsbanken, sind noch nicht tot. Gott sei Dank, denn ich bin ein großer Fan von beiden! Aber sie stehen am Scheideweg. Noch haben sie es in der Hand, das Bild der Stahlindustrie der Zukunft zu vertreiben. Wie soll das gehen? Sie müssen mutig sein. Alte Zöpfe abschneiden. Neue Möglichkeiten nutzen. Aber immer mit der gebotenen Seriosität und Nachhaltigkeit. Und dabei immer vom Kunden aus denken.

Das hört sich einfach an. Ist aber für die tradierten Gedankenmodelle der Branche unheimlich schwierig. Ein Beispiel? facebook wurde 2004 gegründet. 15 Jahre später nutzen weltweit 2,7 Mrd. Menschen facebook, Instagram, WhatsApp oder den Messenger. 2 Mrd. Menschen davon täglich. Wie sieht es da in Bayern aus? Laut letzten Untersuchungen nutzen 95% der bayerischen Bevölkerung die sozialen Netzwerke. Da kann man schon von einer gewissen Relevanz sprechen. Und wie sieht es da bei den Banken aus? Zumindest ein Großteil der Sparkassen und Großbanken haben die Zeichen der Zeit erkannt. Viele Vorstände von Genossenschaftsbanken haben sich aber noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt oder wollen es aussitzen. Wenn die Kunden nicht mehr in die Geschäftsstellen kommen und die Bank nicht, in den von den Kunden präferierten Kanälen, kommunizieren will oder kann, wird es natürlich mit Digitalisierung und einem zukunftsfähigen Ausrichten der Geschäftsmodelle schwierig. Noch ist der Zug nicht abgefahren. Aber der Schaffner hat die Pfeife schon im Mund.